UHF-Leser für Intralogistik und Zufahrtskontrolle
"UHF erschließt neue vertikale Märkte" - Martin Hartwigsen, deister electronic, im Interview mit Dunja Kandel, "RFID im Blick"
RFID im Blick:„Herr Hartwigsen, Sie sehen einen Paradigmenwechsel bei geführten Prozessen in der Intralogistik von HF zu UHF. Woran machen Sie diesen Trend fest?"
Martin Hartwigsen: „Tatsache ist, dass das Portfolio an verfügbaren UHF-Tags am Markt wächst und die Chiphersteller die Produktion von HF-Chips nicht wesentlich weiter forcieren. Der zweite Punkt: UHF ist HF klar überlegen, weil die Technologie mehr Möglichkeiten bietet, Artikel zu identifizieren. Die konkreten Vorteile bei geführten Prozessen: Mit einem UHF-Tag erhält man fünf bis sechs Lesungen. Damit lassen sich die Richtung beispielsweise eines Paketes feststellen, folglich Sensoren einsparen und neue Steuerungsprozesse implementieren. Viele Anwender wollen daher auf UHF umsteigen. Schätzungsweise mehr als 100.000 HF-Reader in Europa in der Intralogistik werden nun sukzessive ausgetauscht. Daher sehen wir hier einen großen Markt."
RFID im BLICK:„In welchen Segmenten setzt deister electronic weiter auf HF?"
Martin Hartwigsen: „Märkte wie Zutrittskontrolle in sicherheitsrelevanten Bereichen bleiben klar HF dominiert. Und auch auch in der Intralogistik empfehlen wir erst HF-Lösungen, bevor wir zur "Königsdisziplin" UHF gehen, da die Technik auch beherrscht werden will. Derzeit erzielen wir rund 80 Prozent des Umsatzes mit HF, 20 Prozent mit UHF. Aber mit einer signifikant steigenden Tendenz in Richtung UHF."
RFID im BLICK:„Wie greifen Sie diesen Trend in der Reader-Entwicklung auf? Stichwort Short UHF ..."
Martin Hartwigsen: „Gerade für UHF im Nahfeld geführte Prozesse an Förderbändern ist die Reduzierung der Reichweite eine Herausforderung, da ein stark gerichtetes Feld benötigt wird. Wir widmen uns verstärkt in der Entwicklung dem Aspekt, die Reader softwareseitig mit mehr Intelligenz auszustatten. Eine Möglichkeit sind RSSI-Filter, um die Entfernung zwischen Tag und Reader zu messen. Hier arbeiten wir intensiv mit Chipherstellern zusammen und wir bieten unseren Softwarepartnern eine integrierte Reader-Firmware, die das RSSI-Tool einfach nutzbar macht. Die andere Möglichkeit ist mittels Powerramp die Leistung zu reduzieren. UHF ist mehr als 60 mal schneller als HF, so dass man mit einer minimalen Leistung starten, und diese sehr schnell hochfahren kann. Daran arbeiten wir, um unseren Partnern und anderen Systemintegratoren, die richtigen Werkzeuge für den optimalen Einsatz der Reader an die Hand zu geben. Und wir haben dies in unserem UHF-Reader TSU 100 im Rahmen unserer Entwicklungspartnerschaft mit dem Unternehmen Turck auch bereits umgesetzt."
RFID im BLICK:„Worauf liegt der Fokus beim Produktdesign?"
Martin Hartwigsen: „Wir denken in vertikalen Märkten, dann designen oder modifizieren wir die Produkte und entwickeln Lösungen, zugeschnitten auf die spezifischen Anforderungen. Der UHF-Industrie-Reader TSU 200, der ursprünglich für die Automobilindustrie entwickelt wurde, eignet sich außerdem beispielsweise für Healthcare, Zutrittskontrolle und Zufahrtskontrolle zu Grundstücken oder Wastemanagement, ursprünglich ein Feld für LF. Hier entsteht ein höchst interessanter Markt für UHF, da es Bestrebungen gibt, auch Großcontainer zu identifizieren."
RFID im BLICK:„In welchen weiteren Branchen erwarten Sie eine Verbreitung der UHF-Technologie?"
Martin Hartwigsen: „Im Wäschereimarkt konnten wir bereits nachweisen, dass UHF die geeigneste Technologie ist. Und nicht zuletzt ist der Retailbereich äußerst interessant für uns, vor allem der Aspekt, das Verkaufserlebnis für die Kunden steigern zu können. Ich denke, dass deister als führendes RFID-Unternehmen hier mit Neuentwicklungen aufwarten wird.
Vom Waste-Management bis zur Zutrittskontrolle - UHF wird zukünftig stärker auch in Applikationen zum Einsatz kommen, die bisher einen Markt für HF, LF oder sogar Mikrowelle darstellten. "Im Bereich Comfortable Access Control, Zufahrtskontrolle und Parking wird ein großer Markt für UHF-Anwendungen entstehen. Ich vermute, dass UHF sogar bei Mautsystemen den Mikrowellenmarkt in Zukunft kanibalisieren wird, da wir bereits heute in der Lage sind, mit UHF-Technologie Fahrzeuge bei 160 km/h zu identifizieren", ist Martin Hartwigsen, deiste electronic GmbH, überzeugt.Das RFID-Unternehmen reagiert auf diesen Trend zum einem mit Aktivitäten im Software-Engineering und gibt seiner neuen UHF-Lesergeneration für Short- und Mid-Range- Applikationen mehr Intelligenz und schnelle Integrierbarkeit mit. Zum anderen wird das bestehende Produktportfolio für verschiedenste Märkte modifiziert.