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Der Siegeszug der UHF-Technologie in Wäschereien

Die RFID-Technologie hat sich in der Branche etabliert. Viele Textilpflege-Unternehmen - z.B. die, die mit Berufsbekleidung ihr Geld verdienen, setzen auf diese Identifizierungstechnik.

Zu den führenden Spezialisten auf diesem Gebiet gehört die deister electronic GmbH in Barsinghausen. Im Interview des Monats erläutern Martin Hartwigsen und Reinhard Knörnschild, beide deister electronic, warum sich das Unternehmen bei RFID auf die UHF-Technologie konzentriert und welche Vorteile diese Technologie den Textilpflege-Unternehmen bringt.

WRP: deister electronic ist auf RFID-Lösungen, auch für die Textilpflege spezialisiert. Was ist RFID?

Reinhard Knörnschild: Radio frequency identification, kurz RFID, ist eine Identifizierung mit Hilfe von elektromagnetischen Wellen. Ein RFID-System besteht aus einem Transponder, der sich am oder im Gegenstand befindet und einen kennzeichnenden Code enthält, sowie einem Lesegerät zum Auslesen dieser Kennung. Das Funktionsprinzip ähnelt dem des Barcodes, jedoch ist kein optischer Kontakt zwischen Transponder und Scanner nötig. RFID Lösungen werden in der Textilpflege, aber auch bei der Tieridentifikation und in vielen anderen Bereichen eingesetzt.

Martin Hartwigsen: RFID-Technologie ist in der Wäscherei nichts Neues. Seit über zehn Jahren ist sie in den Betrieben ein absolut probates Werkzeug. Unterschieden werden im Bereich RFID drei unterschiedliche Systeme. Angefangen hat man in den Wäschereien mit einem Low Frequency System, kurz LF-System. Man kann mit diesem System in der Regel immer nur einen einzigen Transponder identifizieren, und die Lese-Reichweite beträgt nur wenige Zentimeter. Eingesetzt wurde und wird diese Lösung im Bereich der Berufskleidung. Damit ist es unter anderem möglich, die Kleidung zu personalisieren. Außerdem können die Textilservice-Betriebe dank der verfügbaren Daten das Abrechnen ihrer Dienstleistung verfeinern. Der Nachteil dieser Technologie ist, dass das Kleidungsstück extrem dicht am Lesegerät vorbeigeführt werden muss. Aber weil es nunmal verschiedene Kleidergrößen gibt und der Transponder am Kleidungsstück immer an der gleichen Position befestigt sein sollte, kann dies beim Lesen Probleme bereiten. Einfach, weil die Lesereichweite nicht ausreicht, um den Transponder zu erfassen. Man favorisiert deshalb, den Transponder am Kragen zu befestigen. Das stört aber manchmal den Träger, der Transponder an dieser Stelle beeinträchtigt den Tragekomfort. Außerdem ist die LF-Technik ein proprietäres System. Das heißt, es gibt keinen einheitlichen ISO-Standard für diese Technik in der Wäscherei. Neben der LF-Technik gibt es die HF-Technologie. Diese Hochfrequenz-Systeme erlauben Lesereichweiten von circa 0,8 bis einen Meter. Deshalb kann man bei der Berufskleidung den Transponder zum Beispiel bequem unten am Saum anbringen. In der HF-Technologie hat sich mittlerweile der ISO 15693 Standard durchgesetzt. Eingesetzt wird diese Technologie bei der Berufskleidung und in geringem Umfang im Bereich der Flachwäsche. Bislang gab es allerdings keine HF- und auch LF-Transponder, die robust genug waren, den Mangel- und Pressprozess zu überstehen. Jetzt sind sehr kleine Transponder von verschiedenen Anbietern im Markt, die über diese Robustheit verfügen sollen.

Die UHF-Technologie komplettiert die verfügbaren RFID-Systeme. Verbreitet wurde die UHF-Technologie durch die großen Handelskonzerne wie zum Beispiel die Metro. Vor rund acht Jahren fing der Konzern an, alle Paletten und Kisten mit Transpondern zu versehen, um diese am Wareneingang und -ausgang automatisch erfassen zu können. Dies hat dazu geführt, dass eine sehr große Industrie, nämlich die Logistik- und Automotive-Industrie, sich mit dieser Technologie beschäftigt und Entwicklungen gefördert hat. Davon profitiert heute auch die Textilpflege. Für uns ist die UHF-Technologie die wichtigste Lösung im Bereich RFID.

WRP: Warum konzentriert sich deister electronic gerade auf die UHF-Technologie?

Knörnschild: Der große Vorteil dieser Technologie ist, dass große Mengen von Textilien beziehungsweise von Transpondern in einem Lesedurchgang sicher identifiziert werden können. Die UHF-Technologie beherrscht also die Pulklesung. Zum Beispiel kann man in Sekundenschnelle Wäschesäcke beziehungsweise Wäschewagen mit kontaminierten Textilien komplett lesen. Sie bietet eine große Lesereichweite, eine hohe Beständigkeit und ist für den Dauereinsatz in industriellen Wäschereien absolut geeignet. Die UHF-Technologie bringt aus unserer Sicht im Vergleich mit LF- und HF-Systemen deutlich mehr Vorteile für die Wäscherei und ist zukunftssicher. Wäschereien sind deshalb gut beraten, sich beim Thema RFID auf die UHF-Technologie zu konzentrieren.

Hartwigsen: Ein weiterer großer Vorteil der UHF-Technologie ist, dass es dafür einen ISO-Standard gibt, nämlich die ISO 18000-6/C. Dies bedeutet unter anderem, dass zum Beispiel ein in den USA angebrachter Transponder auch von einem Lesegerät in Deutschland gelesen werden kann. Dies ist ganz entscheidend und bedeutet auch den großen Durchbruch für UHF. Es ist also kein proprietäres sondern ein weltweit standardisiertes System. Deshalb bin ich mir sicher, das die UHF-Technologie auch in der Wäscherei ihren Siegeszug weiter fortsetzen wird.

WRP: Welche Vorteile und Möglichkeiten bietet die RFID- beziehungsweise die UHF-Technologie ? Vielleicht können sie ein paar Anwendungsbeispieleskizzieren.

Knörnschild: Die Identifikation der Textilien liefert grundsätzlich jede Menge Informationen. Zum Beispiel stellt die Datenerfassung sicher, dass die unterschiedlichsten Prozessabläufe im Betrieb nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten laufen. Dies ermöglicht, den Textileinsatz so zu steuern, dass der einzelne Kunde auftragsgerecht beliefert werden kann. Weil jedes Stück dank UHF-Technik einzeln erfasst werden kann, ist es zum Beispiel möglich, ein bestimmtes Teil innerhalb des Produktionsprozesses zu lokalisieren. Eine Erfassung hinter der Waschstraße, der Vereinzelung, oder der Mangel erlaubt es, eine automatische Sortierung oder Kommissionierung einzurichten. Das alles beschleunigt und optimiert die Prozesse, macht sie sicher und hilft, Kosten zu reduzieren. 

Es gibt eine Vielzahl von aktuellen Anforderungen in den Wäschereibetrieben, die mit der UHF-Technologie optimal gelöst werden können. Zum Beispiel gibt es heute Wäschereikunden, die nicht mehr bereit sind, ihre Wäsche nach einem Kilopreis zu bezahlen. Sie beklagen eine zu ungenaue Berechnungsgrundlage. Die Wäschereien bieten diesen Kunden an, dass man nach Stück berechnen kann. In der Praxis zählt man dann die Teile händisch, aber erst, wenn sie den ganzen Aufarbeitungsprozess durchlaufen haben. Dieses Verfahren ist personal- und zeitintensiv und deshalb teuer. Und es passieren Fehler. Die UHF-Technologie kann hier ihre Vorteile ausspielen. Zum Beispiel, wenn schon im Wareneingang auf der unsauberen Seite Wäschesäcke oder Container mit den Teilen schnell und sicher erfasst werden.

Stichwort Flachwäsche: Heute wird ein Flachwäscheteil nicht als individuelles Stück erfasst. Es ist in einem Poolwäsche-System im Umlauf. Dann kann es beispielsweise passieren, dass ein Kunde moniert, dass sein Dienstleister zwar gerade neue Tischwäsche für ihn angeschafft hat, er bei der nächsten Auslieferung aber trotzdem wieder ein paar alte Wäscheteile bekommt. Die Lösung wäre, dass man jedes Flachwäscheteil einzeln erfasst. Mit einem Barcodesystem würde dies einen riesigen Aufwand bedeuten. Hinzu kommen die technischen Anforderungen, die sich durch das Pressen und Mangeln ergeben. Spätestens an dieser Stelle würde der Barcode an seine Grenzen stoßen, auch weil er durch die vielen Waschverfahren zunehmend ausbleicht.

Wir haben deshalb einen textilen Transponder entwickelt. Unser gestickter Transponder textag-laundry ist dauerflexibel, hoch temperaturfest, autoklavierbar und übersteht bis zu 250 Wasch- und Mangelzyklen. Mit ihm ist es auch möglich, den Bereich Flachwäsche weiter zu automatisieren. Ich denke, hier liegt ein riesiges Potential. Der technische Aufwand für einen weiter automatisierten Flachwäschebereich wäre überschaubar. Weil man jedes Teil dank textag-laundry eindeutig identifizieren kann, müsste man für die Sortierung zum Beispiel in den Transportbändern nur noch Weichen installieren. Schon heute existieren optische Systeme, die Wäsche nach Farben unterscheiden.

Hartwigsen: Oder der Bereich Hygiene und Nachweisbarkeit: Heute weiß man zum Beispiel nicht so genau, wie lange die Wäsche in einem Vorratsschrank liegt: Seit einem Tag oder vielleicht schon seit Wochen. Neue Wäsche wird immer über die alte gestapelt. Und vielleicht hat dabei ein Mitarbeiter die Wäsche mit Keimen kontaminiert. Mit einer UHF-Lösung kann man bestimmen, dass nur Wäsche eingesetzt wird, die nicht länger als eine Woche im Schrank gelegen hat. Es wäre möglich, ein Alarm-System einzurichten, das eine Warnung ausgibt, wenn ein bestimmtes Lagerdatum überschritten wird. Natürlich kann man damit die Hygieneproblematik nicht aus der Welt schaffen, aber das Risiko ein bisschen minimieren.

Man kann auch verfolgen und belegen, wann ein Wäschestück mit welcher Maschine und mit welchem Waschverfahren gewaschen wurde. Bei der Bewohnerwäsche gibt es noch andere Möglichkeiten. Die UHF-Technologie kann gewährleisten, dass ein Wäschestück aus Wolle nur mit einem bestimmten Verfahren gepflegt wird. Die Waschmaschine startet das Programm nicht, wenn ein falsches Teil in der Trommel liegt. Oder der Wäschecontainer schlägt schon vorher Alarm, weil in der Schmutzwäsche auch ein Teil aus Wolle ist. Das ist zwar noch etwas Zukunftsmusik, aber technisch schon heute lösbar. Wäschereien könnten sich mit solchen Systemen vor Regressansprüchen schützen und belegen, dass sie bei der Pflege und der Hygiene alles richtig gemacht haben.

Knörnschild: Gerade die Bewohnerwäsche aus Alten- und Pflegeheimen ist besonders sensibel. Denn sehr häufig ist für einen Bewohner ein Kleidungsstück auch mit schönen Erinnerungen verbunden. Und wenn dem Wäschestück etwas passiert oder es verloren geht, ist das natürlich besonders schlimm. 

Ein anderer Aspekt ist, dass heute diese Bewohnerwäsche noch vor der Wäsche erfasst und sortiert werden muss. Und das ist für die Mitarbeiter in der Wäscherei nicht besonders angenehm. Helfen kann die automatische Erfassung durch die UHF-Technologie. Sie macht, wie schon erwähnt, eine genaue Verfolgung der Teile möglich. Bei Untersuchungen hat man festgestellt, dass ein Mitarbeiter in der Sortierung zwischen 200 und 220 Teile schafft. Auch dabei kann ein UHF-System dazu beitragen, die Leistung wesentlich zu steigern.

Grundsätzlich kann man mit der UHF-Technologie mit allen in der Wäscherei relevanten Textilien effizient und schnell arbeiten. Wir haben für unsere Lösung Anfragen von Kunden für ihre Handtuchrollen oder Logomatten. Mit UHF ist es beispielsweise möglich, mehrere Lagen Matten sofort und schnell im Eingangsbereich zu erfassen.

Auch bei der Berufskleidung sehe ich die vielen Vorzüge. Zum Beispiel bei der Sortierung. Heute ist es oftmals so, dass die mit Barcode gekennzeichnete Berufskleidung vor dem Sortieren mit einem Kleiderbügel verheiratet werden muss, in dem ein HF-Transponder untergebracht ist. Auch dies wäre mit der UHF-Technologie nicht mehr notwendig. Der UHF-Transponder macht jedes Kleidungsstück eindeutig und schnell identifizierbar.

WRP: Die RFID-Technologie konkurriert bei der Identifizierung mit dem Barcode. Wie sehen sie aktuell die Bedeutung der beiden Lösungen, was wird die Zukunft bringen?

Knörnschild: Der Barcode ist seit Jahren Standard im Bereich der Wäschekennzeichnung. Aber auch die RFID-Technologie hat sich in der Branche etabliert. Viele Textilservicebetriebe sehen die Vorzüge dieser Technologie.

Hartwigsen: Lassen Sie mich das ein bisschen ergänzen. Grundsätzlich ist RFID etwas anderes als eine Barcode-Technologie. Und ich sage nicht, dass der Barcode ausgedient hat. In einem Prozess, in dem man das Kleidungsstück in die Hand nimmt, kann man durchaus einen Barcode einsetzen. In einem Prozess, in dem man ein Einzelteil lesen muss und eine definierte Lesereichweite besitzt, kann man problemlos Barcode einsetzen. Auch in einem geführten Prozess, in dem zum Beispiel Kartons stetig an einem Lesegerät vorbei fahren, kann man auf den Barcode setzen. Und es ist auch heute eine Lösung, die stetig weiter entwickelt wird. So gibt es jetzt zum Beispiel einen 2-D Datamatrix-Code und Kamerasysteme, die einen Barcode auch in etlicher Entfernung an einem Metallcontainer lesen können. Aber man kann eben nur den Code am Container identifizieren, nicht, was sich in diesem Container befindet. Und genau dies kann die RFID- und insbesondere die UHF-Technologie leisten.

Wenn man in einer Wäscherei beobachtet, wie ein Barcode zum Lesen vorbereitet wird, dann stellt man fest, dass dies immer einen gewissen Zeitraum beansprucht. Das Teil wird aufgenommen, der Barcode gesucht und wenn er auf einer Falte liegt, muss diese geglättet werden. Dieser Vorgang dauert immer ein paar Sekunden. Wenn man das hochrechnet auf viele Tausend Teile am Tag, dann wird man schnell feststellen, dass sich ein RFID-System mit all seinen Vorteilen rechnet.

WRP: Kann man Barcode und RFID parallel in einem Betrieb einsetzen?

Hartwigsen: Wir haben sehr viele Applikationen, in denen nicht nur Barcode und RFID, sondern auch unterschiedliche Technologien nebeneinander laufen. Es ist durchaus möglich, dass der Kunde ein altes HF-System besitzt, aber seinem Kunden einen zusätzlichen Service anbieten will. Dann kann er zum Beispiel seine Flachwäsche mit UHF-Technik ausstatten. Er wird das HF- und das UHF-System neben einander betreiben können. Diese leichte Integration ist natürlich auch für den Kunden attraktiv. 

WRP: Sie haben erwähnt, dass RFID seit rund zehn Jahren in Wäschereien eingesetzt wird. Ist es ein falscher Eindruck, dass sich diese Technologie in dieser Zeit nicht so richtig hat durchsetzen können?

Hartwigsen: Ich denke schon. Schließlich ist in dieser Branche eine sehr hohe zweistellige Millionenanzahl an Transpondern verkauft worden. Insofern sage ich: Ja, RFID hat sich durchgesetzt. Aber wir sind noch am Anfang. Die UHF-Technologie wird ganz bestimmt dabei helfen, dass RFID in den Wäschereien weiter an Bedeutung gewinnt. Denn sie gibt den Wäschereien neue Möglichkeiten, weitere Services anzubieten. Da stehen auf der einen Seite die harten Fakten, wie zum Beispiel die Möglichkeiten, mit dieser Lösung Personal einzusparen. Außerdem gibt es Hoffnungspositionen, Dinge also, von denen man hofft, dass sie eintreten, die man aber im Vorfeld nicht genau abschätzen kann. Mit dem Einsatz der UHF-Technologie werden sich diese Hoffnungspositionen in real facts umwandeln. Das heißt, man kann zum Beispiel definitiv die Diebstahlquote minimieren und mehr erreichen können, als vorher möglich war. Das bedeutet zum Beispiel, dass der return of investment deutlich früher eintritt.

WRP: Wie kam Deister Electronic dazu, einen textilen Transponder zu entwickeln?

Hartwigsen: Vor ca. sieben Jahren hat uns ein Kunde angesprochen, der einen Transponder für den Bereich brand protection benötigte. Unser Geschäftsführer Anatoli Stobbe und unser Entwickler-Team entwickelten erste Ideen. Dabei war eine Anforderung, dass dieser textile Transponder auf einem normalen Webstuhl gewebt werden sollte. Wir lieferten eine entsprechende Lösung. Nach und nach kamen weitere Kundenanfragen, die diesen Transponder auch industriell waschen wollten. Wir haben sehr schnell gesehen, dass dies eine ganz andere Herausforderung ist, die Technologie dafür aber sehr ähnlich. Wir haben uns für eine induktive Koppelung entschieden, das heißt, wir haben um das Chipmodul eine Antenne gelegt. Dieses Bauprinzip macht eine sehr flexible und robuste Lösung möglich, so dass der Transponder auch gewaschen werden kann. Wir haben also aus einem Transponder für die brand protection einen Transponder entwickelt, der auch waschbar ist. 

Die ersten waschbaren Transponder haben wir vor drei Jahren in den Markt gebracht. In dieser Zeit haben wir sehr viele Feldversuche unternommen und mussten dabei auch einiges lernen, weil die Anforderungen extrem hoch sind. Im letzten Jahr konnten wir die ersten Serientransponder für den UHF-Bereich ausliefern, die auch für die industrielle Wäsche geeignet sind.

WRP: Das heißt, deister electronic bietet ausschließlich textile Transponder an?

Hartwigsen: Im Bereich textag-laundry bieten wir textile Transponder an. Es gibt zwei Transpondermodelle für unterschiedliche Applikationen. Der eine ist für normale Wäsche und wird in den Bereichen Berufskleidung und Flachwäsche eingesetzt. Der zweite textile Transponder ist für noch härtere Anforderungen entwickelt worden, zum Beispiel für Wischmöppe und Fußmatten. Darüber hinaus haben wir einen weiteren Transponder für die metallischen Rollcontainer.

Die UHF-Transponder, die deister electronic entwickelt und produziert, sind im Pulk lesbar. 200, 300 Transponder zu lesen sowie Lesereichweiten von drei Metern stellen durchaus Herausforderungen dar. Wir haben aber gezeigt, dass wir entsprechende Lösungen realisieren können. Natürlich bietet Deister Electronic auch die passenden Schreib-/Lesegeräte für die unterschiedlichsten Anforderungen an. 

Für ein RFID-Projekt braucht es allerdings noch mehr, nämlich die Systemintegration. Dies leistet deister electronic nicht selbst, die Ausführung übernehmen Systempartner. Sie installieren nicht nur die Hardware, sondern nehmen auch die entsprechenden Anpassungen bei der Kundensoftware vor. Schließlich müssen unsere Reader mit der Kundensoftware fehlerfrei kommunizieren können. Es gibt aber auch schon Systemlösungen von Deister Electronic. Auf der Texcare 2012 werden wir weitere Lösungen vorstellen, unter anderem auch neue Softwareschnittstellen. Unsere Erfahrungen sind, dass Wäschereien nicht nur Komponenten suchen, sondern eine Lösung aus einer Hand favorisieren.

WRP: Eine Wäscherei findet die UHF-Technologie für ihr Anforderungsprofil total spannend. Bisher wird in diesem Betrieb mit Barcode gekennzeichnet. Wie wird ein solches Projekt angegangen? Muss der Betrieb jetzt komplett auf UHF umstellen, oder kann man es auch in Etappen realisieren?

Hartwigsen: Der große Vorteil bei der RFID- beziehungsweise der UHF-Technologie ist, dass man nicht sofort den ganz großen Wurf machen muss. Man kann relativ klein anfangen. Ein Beispiel: Am besten wäre es, gleich im Wareneingang einer Wäscherei eine Vorscannung zu machen. Man kann aber auch darauf verzichten, wenn zum Beispiel die Wäsche im Betrieb maximal einen Tag steht. Dann wird nur ein kombiniertes Lesegerät, das aus der Antenne und der Elektronik in einem Gehäuse besteht, am Förderband eingesetzt. Das Lesegerät liest die mit Transpondern gezeichnete Wäsche vor der Waschstraße. Nur mit diesem Lesegerät bekommt man schon die Information, welche Wäsche von welchem Kunden jetzt in der Produktion ist. Zusätzlich kann man im Warenausgang oder in der Kommissionierung noch einen Handheld oder eine Tischantenne einsetzen, die die Kommissionier-Aufgaben unterstützen. Sind die Handtücher für die Lieferung in ein bestimmtes Hotel komplett ? Und sind es die richtigen Farben ? Das ist eine relativ schmale Ausstattung für eine Wäscherei. Noch einfacher ist der Anfang, wenn man zum Beispiel dem Problem des Handtuchschwundes beikommen möchte. Dann kann man einfach die Handtücher mit Transpondern ausstatten. Und erhält durch die eindeutige Identifizierung und die Kontrolle schnell eine Spur, wo und wann diese Handtücher verschwinden.

Die Informationen, die die Reader geben, kann man visuell darstellen oder direkt in das ERPSystem einfliessen lassen. Dann können diese Informationen zum steuern und planen des Unternehmens dienen. In mehreren Schritten würde sich ein solches Projekt nach und nach ausbauen lassen.

WRP: Wo werden die Produkte und Lösungen von Deister Electronic hergestellt?

Hartwigsen: Deister Electronic entwickelt und vertreibt nicht nur seine Produkte, sondern wir haben auch einen eigenen Produktionsstandort. Wir stehen eindeutig zum Standort Deutschland. Alles, was wir produzieren, ist in der Tat German engineering und German production. Wir können zwar alles selber produzieren aber wir arbeiten natürlich auch mit vielen internationalen Subunternehmen zusammen, die uns bei der Platinenbestückung, dem Gehäuse- und Formbau unterstützen. Trotzdem können wir grundsätzlich alles selbst machen. Wir sind in der Lage, jedes Gerät komplett selbst zu fertigen. Uns ist diese Unabhängigkeit wichtig, weil wir in keinerlei Abhängigkeiten von Zulieferern geraten wollen.

Auch unser textiler Transponder ist hier im Haus entwickelt worden. Er kann bei uns komplett produziert werden. Trotzdem haben wir uns aus Gründen der Wirtschaftlichkeit entschieden, ihn im Osten Deutschlands fertigen zu lassen. Dort gibt es noch die alten Webermanufakturen und auch Produktionsfirmen, die Teile der Chipproduktion für Deister übernehmen.

Jeder Artikel aus dem Deister-Sortiment wir vor der Auslieferung kontrolliert und programmiert. Jeder einzelne Transponder wird mindestens drei Mal kontrolliert. Unter anderem kommt er in einen Klimaschrank und wird mehrere Male bei Temperaturen von minus 40 bis plus 200 Grad gestresst.

WRP: Was kostet die RFID-Lösung von Deister Electronic?

Hartwigsen: Ich würde die Frage anders formulieren und zum Beispiel fragen, was man mit einem solchen System sparen kann und welchen Nutzen es stiftet. Vor ein paar Jahren haben UHF-Transponder, die zum Beispiel eine Temperaturbelastung von bis zu 200 Grad plus aushielten, um die 100 bis 150 Euro gekostet. Heute bezahlt man für einen textilen Transponder, der nicht nur jede Menge Waschzyklen übersteht, sondern auch die unterschiedlichsten Temperaturen und anschließend einen Druck von 56 bar aushält, unter einem Euro. Wenn die Stückzahlen weiter steigen, werden sich die Preise weiter in Richtung 70 Cent entwickeln. Sie sehen, in den letzten Jahren hat sich beim Transponderpreis sehr viel bewegt.

Wenn man jetzt in die Glaskugel schauen würde, wird man für die Zukunft einen nicht mehr so starken Preisverfall erkennen. Ich denke, ein Stückpreis von 50 bis 70 Cent wird auch zukünftig realistisch sein. Auf jeden Fall rechnet sich die Investition über die zahlreichen Benefits, die man mit der RFID-Technologie bekommt. Wenn man betrachtet, dass ein Kleidungsstück vielleicht 100 mal gewaschen wird, dann wird es in dieser Zeit 300 bis 400 Mal gelesen. Wenn man den Transponderpreis auf jeden Lesevorgang herunter rechnet, dann sind es verschwindend geringe Cent-Beträge.

Knörnschild: Intex hat vor ein paar Jahren eine Untersuchung herausgegeben, was ein Transponder kosten darf, um betriebswirtschaftlich sinnvoll in der Wäscherei eingesetzt werden zu können. Betrachtet hat man dabei verschiedene Bearbeitungsprozesse im Bereich Flachwäsche und diese gegenüber gestellt. Als Ergebnis hat der Verband unter anderem einen Transponderpreis von 82 Cent ermittelt, umgerechnet aktuell also ca. 88 Cent. Sie sehen, wir sind heute weit unter der angenommenen Wirtschaftlichkeitsschwelle. Aber wenn ein Kunde grundsätzlich nicht erkennt, welche Möglichkeiten und welchen Nutzen die UHF-Technologie bietet, dann wird er auch einen Transponderpreis von fünf Cent für zu hoch erachten.

WRP: Wenn der Transponder einen Preis von unter 80 Cent hat, macht es dann Sinn, ihn auch bei Billigartikeln, wie zum Beispiel einen Waschlappen, einzusetzen?

Hartwigsen: Wenn an diesem Waschlappen hohe Hygieneanforderungen hängen, durchaus. Denn manchmal kann das Thema Nachweisbarkeit eine bedeutende Rolle spielen. Letztes Jahr hat sich auch ein großes Marktforschungsinstitut mit dem Thema beschäftigt, wie teuer ein Artikel sein muss, damit sich ein UHF-Transponder rechnet. Gegenstand war ein Kleidungsstück im Fashionbereich, das verkauft wird. Dieser Transponder wird aufgebracht und nur ein Mal gelesen, zum Beispiel bei der Inventarisierung oder der Diebstahlkontrolle. Man hat ausgerechnet, dass der Kleidungsartikel 19 Dollar kosten muss. Das war vor rund einem Jahr, seitdem sind die Transponder deutlich günstiger geworden. Grundsätzlich gibt es auch Artikel in der Wäscherei, die sich in diesen Preisregionen bewegen. Und in der Wäscherei wird der Artikel nicht nur ein- oder zweimal gelesen, sondern viel häufiger. Deshalb kann ein Artikel in der Wäscherei auch deutlich günstiger sein, weil er um ein vielfaches häufiger gelesen wird.

Ein Beispiel: Eine Wäscherei kauft für ein Hotel 1.000 Handtücher ein und stattet sie jeweils mit einem Transponder aus. Wir haben vorhin gesagt, dass ein Transponder circa 70 Cent kostet. Also muss die Wäscherei 700 Euro für die Transponder ausgeben. Es gibt Untersuchungen, die ausführen, dass rund 30 Prozent der Handtücher abhanden kommen. Wenn man diese 30 Prozent nur um 50 Prozent verringern kann, dann sind es 150 Handtücher, die eben nicht verschwinden. Wenn man vier Euro Einkaufspreis für ein Handtuch rechnet, dann erkennt man sehr schnell, dass man Geld, in unserem Beispiel 600 Euro nur durch loss prevention, also nur durch Schadensverhütung, einspart. Man kann den return of investment fast schon allein durch die Maßnahmen der loss prevention rechnen. Allein deshalb kann sich eine solche Investition rechnen.

WRP: Der Wechsel hin zur UHF-Technik bedeutet für die Wäscherei aber auch neue Investitionen in die notwendige Hardware.

Hartwigsen: Natürlich kostet neue Technik auch Geld. Aber sie bringt eine Menge Vorteile. In den Wäschereien sind die meisten LF- und HF-Systeme wesentlich älter als drei Jahre. Sie haben ihr Geld verdient und sind abgeschrieben. Letztlich ist die UHF-Technologie auch günstiger. Wenn man vorher einen HF-Tunnelreader hatte, dann konnte man damit 50 HF-Transponder identifizieren. Nur musste man dafür viel Reader-Technik mit vielen Antennen einsetzen. Heute kann dies die UHF-Technologie mit nur einem Schreib-/Lesegerät erledigen, der technische und kaufmännische Aufwand ist also bedeutend geringer.

WRP: Wer bringt die Transponder an die Wäsche an?

Knörnschild: Der Transponder besteht aus einem Patchmaterial, deshalb kann die Wäscherei ihn einfach in die Wäsche einbringen, also einpatchen. Gleichwohl sehen wir die Zukunft in der Variante, dass man den Transponder gleich bei der Konfektionierung des Teils anbringt, sogenanntes source tagging.

WRP: An welchen Lösungen/Produkten wird bei Deister Electronic aktuell im Bereich Textilpflege gearbeitet?

Hartwigsen: Wir versuchen zum Beispiel im Wareneingang die Erfassung der Transponder noch weiter zu optimieren. In der Wäscherei gibt es in diesem Bereich ein sehr schwieriges Umgebungsfeld. Es gibt den Metallcontainer, im Prinzip ein Faradayscher Käfig, und in diesem jede Menge Teile, die gelesen werden sollen. Das Problem kann man mit sehr viel Leistung lösen, also indem man viele Reader und Antennen einsetzt. Wir arbeiten gerade daran, dass man mit weniger Hardwareeinsatz auskommt, aber trotzdem ein sehr gutes Leseergebnis erzielt. 

Zum Beispiel entwickeln wir einen Wareneingangstunnel, der mit einem Lesegerät mit zwei Antennen ausgestattet ist. Diese Leseeinheit kann den Inhalt eines ganzen Wäschecontainers in einem Durchgang erfassen. Es wird eine komplette Lösung für den Kunden werden.

Wir denken auch schon daran, dass man ein solches Gate auf einem LKW einsetzt. Sobald der Wäschecontainer mit der Bühne hochgefahren wird, identifiziert die Leseeinheit die Teile. Wir arbeiten sicherlich weiter an der leichteren Integration der Readertechnologie in die ERP-Umgebung des Kunden. Stichwort ist hier die Middleware, also eine Art Filter und Dolmetscher, der zwischen der Readerwelt und der Softwareumgebung des Kunden vermittelt. Hier hilft die Middleware dem Wäscherei Programm bei der Verarbeitung, aber auch bei der Visualisierung. 

In Sachen Transponder bekommen wir von den Kunden weitere Anforderungen gestellt. Zum Beispiel, dass er nicht nur elektronisch, sondern auch visuell beschreibbar sein muss. Auch bei der Transpondergröße wird ständig weiter entwickelt.

WRP: Wird in Zukunft die RFID beziehungsweise die UHF-Technik der Kennzeichnungsstandard in den Wäschereien sein?

Hartwigsen: Wir haben rund um den Globus Anfragen für unsere UHF-Technologie, unter anderem aktuell aus Südafrika und Brasilien. Wir sehen in Europa und insbesondere in Deutschland hochautomatisierte Wäschereien. Es gibt viele Betriebe, die mit der HF-Technologie arbeiten und überlegen, ob die UHF-Technik ihnen so viele Vorteile bringt, dass man jetzt umschwenken sollte. In bestimmten Fällen sage ich: Wenn die HF-Technologie funktioniert, dann kann man auch weiter damit arbeiten. Wenn eine Wäscherei noch gar nicht mit RFID arbeitet und in diese Technologie investieren möchte, dann empfehlen wir die UHF-Technik. Sie ist zukunftssicher und bringt jede Menge Vorteile. Und es ist eine Lösung, die sich in anderen Branchen seit Jahren bewährt.

Wann immer ich Betriebe im Ausland besuche, sehe ich nicht diesen hohen Automatisierungsgrad. Das hängt damit zusammen, dass dort die Personalkosten weniger hoch sind, aber auch damit, dass in einigen Ländern, wie zum Beispiel den USA, die Gewerkschaften einen sehr großen Einfluss besitzen. Hier gilt: Hat man viele Mitarbeiter und wenig Automatisierung gibt es wenig RFID-Technologie. Aber auch in den USA sehe ich ein Riesenpotential für den UHF-Transponder.

Knörnschild: Wenn man heute in RFID-Technologie investieren möchte, dann sollte man das in die Zukunftstechnologie UHF tun. Wir haben heute über die diversen Anwendungsmöglichkeiten der UHF-Technologie gesprochen. Sie wird definitiv die Zukunft sein.

Hartwigsen: Die HF-Technologie war in der Vergangenheit nicht nur in der Automobilindustrie, sondern in vielen anderen Bereichen sehr stark. Aber es gibt heute viele Entscheidungen für die UHF-Technologie. Das heißt, die Nachfrage nach HF geht zurück. Und wenn die Nachfrage sinkt, gehen in der Regel die Preise hoch. Momentan sind die Preise noch sehr gut und im Vergleich zu den UHF-Preisen günstiger. Aber sie werden teurer werden, wenn sich die Märkte weiter segmentieren. Klassische Märkte für die HF-Technologie sind Wäschereien, Büchereien und der Bereich der Zutrittskontrolle. Es werden aber immer weniger HF-Märkte, deshalb wird die Innovationsintensität auch zurückgehen. Ich sehe in den nächsten Jahren aber ganz klar einen Wechsel hin zur UHF-Technologie - auch in den Wäschereien.

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